Sinn und Unsinn eines Bildungsrats

Mittlerweile sprechen Herr Wiedemann und Frau Regierungsrätin Gschwind Klartext: aus dem eigenständigen, politisch unabhängigen und derzeit unbequemen Bildungsrat soll eine vorberatende Kommission werden, die bei ihrer Arbeit auf die jeweiligen politischen Mehrheiten im Landrat Rücksicht nimmt.

Selbstverständlich kann man eine solche Kommission einsetzen, wenn Herr Wiedemann findet, dass zur politischen Beratung der Baselbieter Bildungsinhalte zwei Kommissionen nötig sind statt nur einer (Bildungs- Kultur- und Sportkommission des Landrat). Mit dem Bildungsrat hat dies aber nichts mehr zu tun.

Der Bildungsrat wurde seinerzeit dazu geschaffen, die Bildungsinhalte unabhängig vom politischen Kräftemessen auf Parlamentsebene zu gestalten. Das Bildungswesen wurde als Hochseefrachter gesehen, dessen Kapitän (der Bildungsrat) seinen Kurs auch bei widrigen Wetterverhältnissen und heftigem Gegenwind zu halten vermag. Man ging davon aus, ein unabhängiger Bildungsrat sei weniger abhängig von politischen Strömungen als die ursprünglich zuständige Bildungsdirektion. Nota: in keinem einzigen Kanton befindet das Parlament über Bildungsinhalte!

Will man nun bewusst die Baselbieter politischen Begehrlichkeiten einfliessen lassen, muss eine politisch zusammengesetzte Kommission gebildet werden. Ein Fachgremium (auch ein „Miliz-Fachgremium“ wie der Bildungsrat) hängt sein Mäntelchen nämlich nicht nach dem Wind. Unzufriedenheit seitens der Parlamentsmehrheit, endlose Rückweisungen zur Überarbeitung sind vorprogrammiert, Leidtragende sind die Schulen resp. unsere Kinder – ausser der Bildungsrat bezieht die Wünsche des Parlaments von Anfang an mit ein. Damit täte der Bildungsrat aber genau das, was durch seine Schaffung verhindert werden sollte: Bildungsinhalte politisch abschmecken.

Wenn Sie wie ich der Meinung sind, die Zukunft des Baselbieter Bildungswesens sollte unabhängig von politischen Momentaufnahmen, dafür aber im Sinne der Bildungsharmonisierung gemeinsam mit Partnerkantonen entwickelt werden, stimmen Sie bitte NEIN zur Kompetenzverlagerung für den Lehrplan 21 vom Bildungsrat an den Landrat. Verzichten wir auf eine teure Baselbieter „Bildungsinsel“!

Simone Abt, Landrätin SP und Bildungsrätin, Binningen

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