In allen Binninger Parteien wird die Frage «Birsigpark» oder «Wohnhäuser» auf dem Areal Spiesshöfli kontrovers diskutiert. Der Sektionsanlass am 29. August 2024 diente dazu, möglichst alle Argumente aufzufächern, zu diskutieren und zu gewichten.
Für die SP Binningen gilt allgemein, dass sowohl der Erhalt und die Schaffung von Grünflächen (insbesondere in der Talsohle) und das Erstellen von neuen kostengünstigen Wohnungen (etwa Genossenschaften) wichtige Ziele sind.
Den Auftakt zur Diskussion machten zwei Gäste: Urs Hauri (von den Grünen) präsentierte die Argumente für den Birsigpark und Thomas Hafner (von der Mitte) die für die Überbauung. In der Diskussion kamen weitere Argumente dazu.
Die wichtigsten Argumente für den Birsigpark:
- Binningen soll lebenswert bleiben. Das Erhalten und Schaffen von Grünzonen ist dabei entscheidend. Im Spiesshöfli bietet sich eine Chance für mehr Grün, weil das Gebiet derzeit nicht überbaut ist. Binningen hat keine alternativen freien Flächen.
- Nach den vielen Neubauten in den letzten Jahren sind in der Talsohle die unbebauten Flächen weitgehend verschwunden (Stamm, Grüninger, Primus, Spiegelfeld etc.). Es leben viel mehr Menschen in der Talsohle, der Bedarf nach Grünzonen nimmt zu.
- Gerade wenn man verdichtet baut, muss man Grünflächen planen, auch wenn diese auf teurem Bauland sind (Basel überbaut seine Parks nicht).
- Bei Hitzewellen im Sommer braucht es Grünflächen und Luftkorridore, besonders in der Talsohle. Die Klimaerwärmung ist nicht gestoppt, wir haben eine Verantwortung für die Zukunft.
- Für Eltern mit kleinen Kindern und ältere Menschen sind die Naherholungsgebiete auf den Plateaus insbesondere bei Hitze nicht erreichbar.
- Der Schlosspark wurde mit Engagement aus der Bevölkerung gegen den Willen des Gemeinderates teuer geschaffen, heute sind wir dafür dankbar, der Birsigpark könnte den Schlosspark ergänzen.
- Der Park selbst ist zwar klein, bietet aber mit dem renaturierten Birsig und dem Landstreifen auf dem anderen Ufer eine beachtliche Grünfläche.
- Mit dem Park würde der Birsiguferweg auch für Menschen mit Kinderwagen und Gehbehinderung bequemer begehbar.
- Der Kanton fordert von den Gemeinden mehr Grün; andere Vorortsgemeinden wie Birsfelden und Allschwil ändern ihre Verdichtungsprojekte zugunsten von grossen Grüninseln.
- Zweifel am Überbauungsprojekt: Es sind keine Genossenschaftswohnungen geplant und die Grösse der Wohnungen ist nicht familienfreundlich.
Die wichtigsten Argumente für die Überbauung:
- Binningen hat einen deutlichen Wohnungsmangel. Gerade im Sektor der Mietwohnungen gibt es wenig Projekte, deshalb ist das Überbauungsprojekt eine Chance.
- Die Parzelle ist gut erschlossen und war bereits überbaut. Die Lage ist attraktiv und zentrumsnah.
- Nach der Redimensionierung ist das Projekt mit 91 statt 115 Wohnungen viel besser (kein abschreckender Klotz).
- Es wird mehr Grünflächen zwischen den Häusern geben, die öffentlich zugängig bleiben.
- Die Landbesitzer (Lückstiftung, BLT und BL) sind bereit, nachhaltig zu bauen (Qualität, Energieeffizienz).
- 10% der Wohnungen in Kostenmiete sind zugesichert.
- Die zusätzlichen Bewohnerinnen und Bewohner machen keine zusätzliche Infrastruktur nötig.
- Die Häuser bieten Lärmschutz für die Bewohnerinnen und Bewohner an der Parkstrasse.
- Gegen den Park spricht, dass er teuer ist (laut Schätzungen 20 – 30 Mio. Franken). Auch die Anlage des Parks und dessen Unterhalt bedeuten Mehrkosten.
- Andere Investitionen stehen an und stünden mit dem Parkprojekt auf dem Spiel (Schwimmhalle, Sportplätze etc.).
- Der Park ist kein Park, sondern ein Pärkli (vergleichbar mit dem Nachtigallenwäldeli).
- Auf der Werkhofseite könnte mehr Grün entstehen (ist aber vorläufig nicht geplant).
- Die Interessen des Initiativkomitees sind zum Teil unglaubwürdig (Misstrauen gegen Bürgerliche, die öffentliche Ausgaben in dieser Grössenordnung fordern).
Alle Anwesenden konnten die Argumente von beiden Seiten nachvollziehen, setzen aber unterschiedliche Prioritäten.
Über pro und contra «Birsigpark» oder «Wohnhäuser» wird die weitere politische Diskussion im Einwohnerrat und schliesslich an der Urne entscheiden.
Gaida Löhr, Einwohnerrätin