Ich bin froh, in der BaZ vom Samstag den Artikel mit der Stellungnahme der Amtlichen Kantonalkonferenz AKK zu finden. Endlich fühle ich mich in den Medien vertreten, nämlich als eine der Mehrheit angehörenden Lehrpersonen, die den Lehrplan 21 begrüssen und nebst den Risiken vor allem auch die Chancen in diesem neuen Kompass für die Bildung erkennen. Selber hatte ich während der Erarbeitungszeit mehrmals an den Vernehmlassungen und Anhörungen zum Lehrplan 21 teilgenommen und bin mit dem Resultat einigermassen zufrieden.
Nicht einverstanden bin ich hingegen mit der Einschätzung von Thomas Dähler, dass der Lehrplan so auf Baselbieter Verhältnisse heruntergebrochen werden soll, dass er im Landrat mehrheitsfähig ist. Das Baselbieter Stimmvolk hat am 26.9.2010 mit mehr als 56% der Harmonisierung der Schullandschaft in der Schweiz und insbesondere im Bildungsraum der Nordwestschweiz zugestimmt. Hier geht es um eine Mehrheitsfähigkeit, die breiter abgestützt ist und weit über die Kantonsgrenzen hinaus anschlussfähige Schulpolitik erfordert. Eine der Errungenschaften des neuen Lehrplans ist die Laufbahnorientierung über die ganze obligatorische Schulzeit, vom Kindergarten bis Ende Sekundarschulzeit. Es gibt nicht mehr wie einst 3 Lehrpläne sondern einen einzigen, der die Kinder begleitet. Und dies in der ganzen Schweiz. Der Bildungsrat hat für die Sekundarschule, die letzten 3 Jahre der 11-jährigen obligatorischen Schulzeit, 3 Jahre Zeit ausbedungen, nötige Anpassungen für diese Stufe vorzunehmen, nachdem der Lehrplan auf der Primarstufe letzten Sommer bereits eingeführt wurde. Das sollte reichen. Bis dahin nämlich entsteht eine sehr unschöne Situation beim Übertritt von der Primar- in die Sekundarschule mit Übergangsbestimmungen und Unsicherheiten. Die Befragung der Gruppe Marschhalt hat konkrete Bedürfnisse aufgezeigt, nun kann der Bildungsrat unter der Leitung der Bildungsdirektorin Monica Gschwind arbeiten und die notwendigen Anpassungen vornehmen, damit der Lehrplan bei den Lehrpersonen grössere Akzeptanz findet. Dazu braucht es nicht noch den Landrat. Erste Überlegungen dazu haben ja stattgefunden und es ist bereits klar, dass der Lehrplan fürs Baselbiet entgegen dem LP 21 die 3 Niveaus der Sekundarschule unterscheiden wird. Auch für die Thematik der Fachverbünde, sogenannte Sammelfächer, sind Lösungen möglich. In keinem anderen Kanton entscheidet das Parlament über den Lehrplan. Das ist Fachgremiums- und Regierungssache. Was genau will der Landrat bezwecken? Dazu äussert sich niemand so richtig. In den Worten, es gehe ja nur um eine Überarbeitung und Anpassung an Basellandschaftliche Bedürfnisse erkenne ich eine Scheinheiligkeit. In Wirklichkeit geht es um eine grundsätzliche Ablehnung. Die Bedingungen des Landrates könnten also sogar dazu führen, dass der Kanton Baselland einen eigenen Lehrplan erarbeiten müsste – aber das können wir uns nicht leisten! Wir haben kein Geld, einen eigenen Lehrplan zu entwickeln. Darum zwei mal Nein zu den beiden Initiativen Einführung Lehrplan und Verzicht auf Sammelfächer. Weil es einen weiteren Blick als nur gerade den ins eigene Klassenzimmer braucht.
Barbara Jost, Lehrerin